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Liliom (1998)

Theaterstück von Franz Molnar (1878 - 1952), deutsche Übersetzung von Alfred Polgar

Molnar über sein Stück: „Mein Ziel war es, eine Budapester Vorstadtgeschichte so primitiv, so naiv auf die Bühne zu bringen, wie sie alte Frauen in der äußeren Josefstadt zu erzählen pflegen. Was hier an symbolischen Gestalten, überirdischen Figuren vorkommt, dahinter wollte ich nicht mehr an Bedeutung verstecken, als ihnen ein bescheidener Strolch gibt, wenn er denkt. Deshalb ist der himmlische Richter ein Polizeiprotokollführer, deshalb erwecken den verstorbenen Schaukelgesellen nicht Engel sondern die Detektive Gottes zu neuem Leben, deshalb habe ich mich nicht darum gekümmert, ob dieses Stück ein Traumspiel, ein Märchenspiel, ein Feenspiel ist, deshalb beließ ich es in der Ungehobeltheit und einfacher Stetigkeit, die für das heutige naive Märchen charakteristisch ist, wo man sich sicher keine großen Sorgen darüber macht, warum der Tote einfach zu sprechen beginnt. Jetzt könnte man darüber streiten, ob der Autor auf der Bühne primitiv sein darf. Maler haben dieses Recht, Autoren, die Bücher schreiben, ebenfalls. Aber darf, kann der Autor auf der Bühne naiv, kindisch, gutgläubig sein, uns in Staunen versetzen? Darf er vom Publikum verlangen, daß es keine Fragen wie: ‘Träumt dieses Märchen jemand?’ stellt? Jeder hat schon einmal eine Schießbude im Stadtwäldchen gesehen. Erinnern Sie sich daran, wie kindisch, wie komisch alle Figuren darauf dargestellt sind? Der Jäger, der Trommler mit einem dicken Bauch, der Knödelschlucker, der Kavallerist. Arme schlechte Schildermaler malten diese Figuren, so, wie sie sich das Leben vorstellten. Ich wollte das Stück auch in solcher Weise schreiben. Mit den Gedankengängen eines armen Schaukelgesellen im Stadtwäldchen, mit seiner Phantasie und seiner Ungehobeltheit.“

Als ich dieses Stück das erste Mal las, hat es mich in einer seltsamen Weise fasziniert. Ich kann heute nicht mehr sagen, ob es der Wunsch war einfach den „Liliom“ zu spielen oder ob es vielleicht Gemeinsames zwischen der Figur und meinem Leben gibt. Jedenfalls entstanden mehrere Versionen mit den diversesten Deutungen und theatralischen Umsetzungen. Ich versuchte durch die Besetzung des „Liliom“ mit einer Frau „typisch männliche Verhaltensweisen“ zu überzeichnen. Es war mir ein Bedürfnis, Parallelen zum Heute darzustellen. Alles theoretische Gedanken, die nach den Proben immer unwichtiger wurden. Er ist mir ans Herz gewachsen dieser Strolch, der mit einem versuchten Raubmord Geld für sein noch ungeborenes Kind beschaffen will - aus Liebe. Aber nicht der Liebe als sanftem Zauber, sondern der Liebe als unentrinnbarem Naturgesetz.

Roland Wolf